Josef Keller
Josef Keller (1898-1918)
Die Kriegseuphorie im deutschen Kaiserreich war der Grund, warum sich Hundertausende junge Männer in den ersten Kriegsmonaten freiwillig meldeten. Einer von ihnen war der Schüler des königlich bayrischen humanistischem Gymnasiums (unser heutiges Johann-Michael-Sailer-Gymnasium!) Josef Keller. Als jüngstes von drei Geschwistern wurde er am 30.Januar.1898 in der Königsstraße 13 gegenüber dem Rathaus geboren. Er gehörte zu einer angesehenen Familie, die in Dillingen durch ihren Schreibwarenhandel im eben genannten Haus bekannt war.Sein Vater verstarb relativ früh, er lebte mit seinen Geschwistern Max, Maria und Ottilie wie auch seiner Mutter Magdalena Keller (geb. Zimmermann). Zu Beginn des ersten Weltkriegs besuchte Josef Keller die sechste Klasse des Gymnasiums (was der heutigen 10. Klasse entspricht).Während der siebten Klasse trat er am 26.Februar.1915 als Kriegsfreiwilliger in das 3.LandwehrInfanterieregiment in Augsburg ein. Mit nur 17 Jahren kam er im April 1915 an die Westfront. Er kämpfte in den Vogesen am Buchenkopf(franz.Tête des Faux). Jener war strategisch bedeutsam, da man auf dem Gipfel einen guten Ausblick landeinwärts und in die naheliegenden Täler hatte. .Doch der Krieg war keineinfacher und schneller Waffengang”. So berichtete ein Schulkamerad im Jahresbericht des Dillinger Gymnasiums aus dem Schuljahr 1915/1916, wie sein Maschinengewehrnest sich gegen französische Artillerie und feindliche Angriffe erfolgreich verteidigte und er das Grauen und die Unmenschlichkeit dieses Krieges mit dem bloßen Auge sehen konnte. „
„Da lag draußen Mann an Mann, mancher noch zuckend. Ich mußte fast weinen bei dem Anblick”.
Josef Keller erlebte diesen desillusionierenden, fanatischen Krieg ebenfalls am eigenen Leib. Er blieb in den Vogesen bis er am 19.April.1917 als Offiziersaspirant abgestellt wurde und in Urbach (Baden-Württemberg) an Lehrgängen teilnahm.
Danach kämpfte er wieder in den Schützengräben bis er am 3.November.1917 zum Leutnant der Reserve befördert wurde




Im Dezember 1917 meldete er sich dann zu der Fliegertruppe. Diese war aufgrund ihrer angeblich ritterlichen Tugenden und vor allem durch Persönlichkeiten wie Freiherr Manfred von Richthofen (1892-1918) beim Volk populär. Auch wegen seiner von den Engländern „flying circus“ genannten Kampftaktik war Richthofen bekannt. Seine Fliegertruppe war wie ein Wanderzirkus von Einsatzort zu Einsatzort unterwegs und kämpfte in rotangestrichenen Flugzeugen. Das alles machte Richthofen und die Fliegertruppe zum idealen Objekt für die deutsche Propaganda. So kam es, dass sich besonders im Jahre 1917 viele Soldaten meist Infanteristen und Kavalleristen sich zur Fliegertruppe abstellen ließen um den vermeintlichen Ruhm in der Luft zu erwerben. Doch die Lebenserwartung eines Piloten war nicht gerade ermutigend und die Technologie des Luftkrieges war noch nicht so weit entwickelt wie im zweiten Weltkrieg oder zur heutigen Zeit.Diese hölzernen Flugzeuge waren nicht robust und öfters kam es vor, dass der Motor oder die Bewaffnung defekt waren. Es steckte alles noch in den Kinderschuhen. Josef Keller ließ sich für zwei Monate in Grafenwöhr zum Jagd– und Erkundungsflieger ausbilden und wurde nach seiner Ausbildung in die Fliegerabteilung 1 nach Schleißheim abkommandiert. Dort übernahm er wahrscheinlich Aufgaben eines Ausbilders. Ab dem Frühjahr 1918 landeten auch amerikanische Truppen in Frankreich, welche das Kräfteverhältnis zu Boden und zu Luft an der Westfront immer stärker gegen die Mittelmächte (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Türkei) verstärkte und so die deutsche Luftüberlegenheit nichtig machte. Am 24. Mai 1918 wurde Josef Keller an die Westfront in die Nähe von Ypern an der belgisch–französischen Grenze versetzt und flog dort Erkundungsflüge.
Am 30.Juni.1918 bei einem Erkundungsflug über den britischen Linien bei Saint-Jans-Chappel wurde er durch feindlichen Beschuss abgeschossen. Er starb und wurde und auf dem Militärfriedhof Bertenacre beerdigt. Zu diesem Zeitpunkt war er 20 Jahre alt und war einer der vielen Männer,die die größte Zeit ihrer Jugend im Schlamm und den Gräben der Westfront verbrachten und den todbringenden Granaten und Geschossen des Materialkriegs nicht entkamen. Von allen Jahrgängen unserer Schule starben in der Zeit von 1914 bis 1918 insgesamt 50 der 410 Schüler.
Korbinian Jall